Die Nase


Die Nase (Chondrostoma nasus) – Fisch des Jahres 2020



Die Nase - Fisch des Jahres 2020

Foto: Clemens Ratschan

  • Ordnung: Karpfenfische (Cyprinidae)
  • Familie: Karpfenfische (Cyprinidae)
  • Gattung: Chondrostoma
  • Art: Die Nase (Chondrostoma nasus)


Aussehen und Nahrung

Die Nase (Chondrostoma nasus) auch Näsling oder Schnabel genannt, ist eine gesellig lebende Cypriniden-Art (Karpfenfische) und weist einen spindelförmigen, seitlich abgeflachten Körper auf. Wesentliche Merkmale sind die vorragende Schnauze sowie das unterständige quergestellte Maul mit verhornter Unterlippe und scharfkantigen Rändern. Der Körper weißt eine graublaue bis graugrüne Oberseite, silberne Seiten und einen weißen bis gelblichen Bauch auf. Die Flossen sind meist rötlich gefärbt und das Bauchfell der Nase ist schwarz. Die Nase kann über 50 cm lang und mehr als zwei Kilogramm schwer werden. Die maximale Lebensdauer liegt bei bis zu 20 Jahren. Die Geschlechtsreife wird mit drei bis vier Jahren erreicht. Im Rogner (Weibchen) reifen durchschnittlich 15.000 – 20.000 Eier pro Kilogramm Körpergewicht heran. Die Nahrung dieser bodenorientierten Schwarmfische besteht hauptsächlich aus Algen, die sie von Steinen abweiden und aus Kleintieren, die in diesem Algenbewuchs leben.




Die Nase - Fisch des Jahres 2020

Foto: Clemens Ratschan

Als sogenannter Mittelstreckenwanderer führt die Nase ausgedehnte flussaufwärts gerichtete Laichwanderungen bis zu mehreren 100 km durch, um über geeigneten Schotterflächen abzulaichen. Die Fortpflanzung findet innerhalb weniger Tage im Frühling zwischen März und Mai statt. Wichtige Auslöser dafür stellen die Wassertemperatur, etwa 8 °C bis 10 °C, sowie der vorherrschende Abfluss des Gewässers dar. Die Milchner (Männchen) ziehen zuerst in Schwärmen flussaufwärts beziehungsweise wandern in Zuflüsse ein, wo sie in seichten, kiesigen Gewässerabschnitten mit starker Strömung auf die Rogner warten. Die paarungsbereiten Weibchen versammeln sich flussauf des Laichplatzes und lassen sich dann einzeln in die Schwärme der Männchen treiben, wo sie ihre klebrigen Eier abgeben, die am Substrat der Gewässersohle haften bleiben und befruchtet werden. Die Eientwicklung dauert wiederum in Abhängigkeit der Wassertemperatur nur wenige Tage. Nach der Laichzeit, die für alle Fische eine große Anstrengung und Stress-Situation darstellt, kehren die Fische, sofern ihnen die Möglichkeiten gegeben ist, wieder in ihre ursprünglichen Habitate flussabwärts zurück. Die Nase benötigt nicht nur geeignete Laichplätze, sondern wie alle anderen Fischarten auch, geeignete Lebensräume für die Larvenentwicklung. Dabei unterscheiden sich die Habitatansprüche von Larven beziehungsweise juvenilen und adulten Tieren wesentlich voneinander. Während der Entwicklung von der Larve zur juvenilen Nase benötigen die Fische wärmere, strömungsberuhigte Flachwasserbereiche. Im juvenilen Stadium verlassen die Nasen diese Bereiche und wandern in tiefere Flussabschnitte ab. Juvenile Nasen stellen aber auch eine wichtige Nahrungsquelle für viele heimische Raubfische dar, somit hat der drastische Rückgang der Nasenpopulation auch einen negativen Effekt auf die Raubfischpopulation in unseren Gewässern.
Verbreitung

Nasen bewohnen vorwiegend schnellfließende Gewässer mit kiesigem Untergrund, welche zum überwiegenden Teil der Äschen- (Hyporhithral) und Barbenregion (Epipotamal) zuzuordnen sind. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts galt die Nase noch als Massenfisch, der nicht nur für Raubfische eine wertvolle und schier unerschöpfliche Nahrungsquelle darstellt. Hunderttausende Nasen wanderten jedes Jahr die Flüsse flussaufwärts um geeignete Laichplätze aufzusuchen. Mit der fortschreitenden Regulierung der Fließgewässer und vor allem der Errichtung von Querbauwerken und Stauräumen wurden die Lebensbedingungen für diese Fischart massiv eingeschränkt. Die Erreichbarkeit der flussaufgelegenen Laichgründen sowie die Verfügbarkeit von geeigneten Laichhabitaten (Kiesbänke) wurden vielerorts unterbunden, wodurch die Populationen stark dezimiert wurden oder sogar gänzlich verschwunden sind. Vor allem der Verlust an großräumigen, heterogenen Lebensräumen stellt für die mitteldistanzwandernden Nasen das größte Gefährdungspotential dar. Da diese Schlüsselhabitate, die zum Erhalt der Nasenpopulationen notwendig sind, leider aktuell nicht mehr zur Verfügung stehen, zählt die Nase heute zu einer der meist bedrohten Fischarten in Bayern. Mit der Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Flüsse und der Schaffung von geeigneten Lebensräumen für alle Altersstadien ist zu hoffen, dass sich die Bestände wieder erholen werden und sich diese aus fischökologischer Sicht enorm wichtige Fischart wieder in ihren ursprünglichen Habitaten ausbreiten kann. Hans Padberg, Diplom Biologe

 
 
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